Gunter Damisch: Macro Micro

Kat. Albertina, Wien

Ausstellungskatalog, hrsg. von Antonia Hoerschelmann, Klaus Thoman
Text (dt./eng.) von Ian McKeever und mit einem Interview von Antonia Hoerschelmann
208 S. mit 150 farbigen Illustrationen
Format 31,5 x 22 cm, Hardcover mit Titel- und Rückenprägung

ISBN 978-3-86442-057-3

(vergriffen)

Der Bruch mit Prinzipien der Formgebung

Wir sind in den 1980er Jahren: An­­­gekündigt ist der Tod der Malerei, und lose mit­ein­ander ver­­­bundene junge Künstler machen sich auf, um wieder von vorn zu beginnen: mit Malerei. Auch der 1958 in Steyr geborene Gunter Damisch ist damals als »Junger Wilder« gelabelt worden. Kennzeichnend dafür waren große, expressive und farbintensive Bilder, die zwischen Ab­strak­tion und Figu­ration mäanderten. Erstmals zeigt dieser Katalog zur Ausstellung Gunter Damischs in der Wiener Albertina das in den letzten Jahren entstandene Œuvre der Drucke und Collagen. Schon 2012 ­wies Diedrich ­Diederichsen auf die Aktualität von Damischs Bildwelten hin, und führte, indem er »ihren ganz bestimmten Bruch mit Prinzipien der Form­gebung« konstatierte, ihre Wandel­­barkeit als Leistung ins Feld: »Der Funda­men­talis­­mus des All-Overs lässt eigentlich keine Weiter­entwick­lung zu, jeder Schritt zurück entzieht seiner Argu­men­­tation aber auch die Grundlage. Vielleicht ist gerade diese rigide Alter­native – eine ­Situation, bei der es nichts zu ­gewinnen gibt – die eigent­liche Chance. Statt etwas ganz anderes zu probieren, kann man sich vielleicht heute entspannter den erstarrten Antagonismen ­wid­men. Manchmal kann man sie vielleicht doch ein bisschen korrigieren oder modifizieren. Für ­historisch denkende Projekte ist das interessanter als all jene Gesten des Neuanfangs, die in hoch­mögendem Machismo glauben, tatsächlich bei Null anfangen zu können. Nun durchbricht Damisch aber die Logik des All-Overs auf unterschiedliche Weise. So gibt es auf seinen Bildern durchaus projizierte Räumlichkeit, restbeständige Inseln perspekti­vischer Darstellung oder perspektivische Lektüre zulassende Stellen. Das All-Over wölbt sich gewissermaßen in Illusionsräume und schafft damit eine für die Betrachter­_in instabile Zone, quasi in Bruchzahlen anzugebende Dimensionalität, ähnlich der Logik der Fraktale.«
Es mag diese Erkenntnis sein, die Gunter ­Damischs Arbeiten ­aktuell macht, in jedem Fall aber tragen sie ihre sagenhafte ­Materiali­tät und Takti­lität weit über einen reinen Revival­gedanken hinaus.

Ausstellung:
Albertina, Wien, 19/6–22/9/2013