Romana Scheffknecht: 1983–2013

Kat. Galerie im Taxispalais, Innsbruck

Ausstellungskatalog, hrsg. von Beate Ermacora
Texte (dt./eng.) von Andrea Hörl, Cornelia Offergeld und mit einem Interview von Patricia Grzonka
88 S. mit 50 farbigen Abbildungen
Format 24,5 x 19,5 cm, Hardcover

ISBN 978-3-86442-048-1

(vergriffen)

Die großen Gefühle …

Das Unterbewusste, heißt es, habe seinen Geburtsort in Wien – kein Wunder, wo die Stadt doch seit dem 15. Jahrhundert zu militärischen Zwecken planvoll unterkellert und unterirdisch erschlossen worden ist. Hier knüpft Romana Scheffknecht mit ihrer Videoarbeit »Luft­schutzkeller« von 1991 an. Es sind einfache weiße Streifen, die mal wie eine blinkende Treppe vom schwarzen Hintergrund eines Moni­tors leuchten, mal zwei beweg­liche weiße Streifen, die von Videobeamern horizontal und vertikal an eine Wand projiziert werden, um sich in der Mitte als Kreuz zu treffen, oder drei gleichzeitig auf eine Glasscheibe strahlende, pulsierende Monitorbilder, die in ihrer addi­tiven Reflexion wie der ewige Auf- und Untergang einer weißen Sonne auf schwarzem Grund erscheinen. Unterlegt sind diese drei einzelnen Video- und Lichtinstallationen mit einem gnadenlosen an- wie abschwellenden Sound, der nichts anderes als ein Sirenenton ist. So einfach, böse und klaustrophobisch kann man mit den Begriffen Kunst und Krieg umgehen. Diese und weitere Arbeiten bilden das Gerüst für den mit zahlreichen Installations­ansichten versehenen Katalog, der soeben anlässlich eine Retrospektive in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck erschienen ist. Romana Scheffknecht, 1952 geboren, hatte ihr Studium in der freien Klasse bei Oswald Oberhuber in Wien begonnen und es in der Videoklasse bei Nam June Paik in Düssel­dorf fortgesetzt; 1989 nahm sie dann im Kölnischen Kunstverein an der bis dahin wohl wichtigsten Überblicksschau »Video-Skulptur retrospektiv und aktuell 1963–1989« teil. Seit 1997 leitet sie das Medien Kunstarchiv Wien, seit 2005 ist sie Professorin an der dortigen Universität für angewandte Kunst. Einige ihrer wichtigsten Werke sind jetzt in diesem kleinen retrospektiven Band dokumentiert, u. a. auch »Das Warburg­zimmer«, an dem die Künstlerin seit 1995 arbeitet und für das sie ähnlich wie Warburg immer weiter Material zu verschiedenen Themen wie etwa Krieg, Kirche oder Aberglaube sammelt. Kernstück ist allerdings ein zweiminütiger Video­film, in dem Romana Scheffknecht den Inhalt von Warburgs Kasten 118 »Krieg und Kunst 1915/16« abgefilmt hat. Auf ihre Arbeitsweise befragt, sagt sie: »Die großen Gefühle werden am Theater produziert, und das ist das Gefährliche und wahrscheinlich auch Schlechte an meinen Arbeiten, dass sie immer wieder mit Pathos versetzt sind – etwas, das ja total verboten ist in der bildenden Kunst.«