Cuny Janssen: BLU

Fotobuch
Texte (eng.) von Gabriele Conrath-Scholl und Patricia Pulles
104 S. mit 80 farbigen Abbildungen
Format 30 x 24,5 cm, Softcover mit doppelt gefaltetem Schutzumschlag

ISBN 978-3-86442-157-0

58,00 €

So BLU

Wer je in Neapel gewesen ist, den hält die Schönheit dieser Stadt gefangen: der Blick vom Museo Nazionale di Copodimonte auf den Golf von Neapel, auf Capri und Ischia; das historische Stadtzentrum mit seinen Befestigungen und gewundenen Straßen; oder der berühmte Botanische Garten. BLU, das neue Projekt von Cuny Janssen, zu dem sie jetzt ein berückend schönes wie aufwühlendes Buch vorlegt und das ihre Reisen vom April 2012 bis zum Oktober 2013 dokumentiert, handelt natürlich auch vom Licht, den unterschiedlichen Blautönen, die für die sinnliche Erfahrung dieser – seit dem Mittelalter die Besucher anziehenden – heutigen Millionenstadt stehen. Das dortige Blau des Himmels, Azzurro, Türkis, Ultramarin, Kobalt oder Indigo, verführte schon Goethe im März 1787 zu der Bemerkung, Neapel sei der »angenehmste Teil der Reise«. Und Cuny Janssen führt uns mit ihren Bildern, die natürlich auch von der Schönheit eines solchen Ortes handeln, wie stets in ihren Projekten in die Welt der Kinder. Auch in diesem Buch nähert sie sich ihrem Thema über die Außenansicht und sucht nach einer Art psychischen Befindlichkeit in den Porträts der Kinder; für diese Fähigkeit hat sie Freddy Langer in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« 2010 zur »bemerkenswertesten Fotografin von Kindern in unserer Zeit« erklärt. So wühlt einen das Buch unvermutet auf, denn es bildet nicht nur die Kinder und Jugendlichen der italienischen Mittelklasse ab, sondern hält einem zudem Fotos von Roma-Kindern vor, denen ihr ghettoisiertes Leben in Armut und Schmutz anzusehen ist. Das schlägt den Spannungsbogen zur immerwährenden Vorstellung über diese atemberaubende Stadt, die eben zugleich Heimstatt für ein nur schwer vorstellbares menschliches Elend ist. Auch Cuny Janssen hat diese Erfahrung gemacht, wie sie Gabriele Conrath-Scholl, der Autorin des Bandes, berichtet. Bei ihrem zweiten Fotoshooting von Roma-Kindern erinnerten sich diese an die Fotografin und fragten, wann denn nun endlich auch für sie die Schule beginnen würde; sie hatten in Cuny Janssen eine Sozialarbeiterin gesehen, die sie für den Schulbeginn fotografiert. So wird das Dilemma jeder dokumentarischen Fotografie, ja, allen Reisens sichtbar, und unvermutet umfängt einen die Empathie als Zentrum dieses ungewöhnlichen Fotobuches BLU.