Werner Büttner: Undichte Schlüssellöcher

Kat. Contemporary Fine Arts Berlin

Ausstellungskatalog, hrsg. von Bruno Brunnet und Nicole Hackert
Texte (dt./eng.) von Jesi Khadivi, Kristian Vistrup Madsen, Zdenek Felix
64 S. mit 30 farbigen Abbildungen
Format 28 x 20 cm, Broschur

ISBN 978-3-86442-328-4

24,80 €

Ist die Bilderwelt von Werner Büttner lustiger, bunter geworden?

Oder soll man, Kristian Vistrup Madsens Beobachtungen folgend, sie für gleichbleibend düster und beklemmend halten? Letzteres gilt mit Sicherheit für ein Werk wie »Brüder (Kain + Abel)« von 1983, aber eben nicht mehr in aller Ausschließlichkeit für die jüngst entstandenen Arbeiten. Hier mischt sich dem bitteren No-Future-Gesang der Protagonisten der 1980er Jahre eine ordentliche Portion ironischer Melancholie und ­ätzenden Spotts bei. Auch der Einsatz der Farbpalette hat sich gewandelt, der erdige Ton weicht einer gewissen Signalhaftigkeit, ohne dass die Verwandschaftsverhältnisse zu den früheren Arbeiten aufgekündigt wären. Was aber führte zu solcher melancholischen Milderung der Weltsicht? Ist sie eine generelle Folge des Älterwerdens? Oder liegt ihr das spezifischere Bewusstsein zugrunde, für das seinerzeitige Nicht-so-werden-Wollen wie die Alten (in den 1980er Jahren) jetzt selbst zu alt zu sein? Oder hat alles doch den eher schlichten Grund in der Erkenntnis: »Im Alkohol ist alles löslich!«, wie es Rainald Goetz seinen Protagonisten Raspe in seinem Roman »Irre« von 1983 sagen lässt? Der fügte übrigens noch die Nietzsche (»Werde, der du bist«) und einen damaligen Werbe­slogan (»Du darfst so bleiben, wie du bist!«) verwurstende Überlegung an: »Ich will nicht werden, wie ich bin!« Da geht ein Licht an, das natürlich auch Kristian Vistrup Madsen leuchten sieht: Die Selbsterkenntnis überstrahlt alles, kann aber kaum verhindern, dass weiterhin Irrsinn und Wirrnis ihr Spielchen mit uns treiben.

Ausstellung:
CFA Contemporary Fine Arts Berlin, 30/7 – 29/8/2020