Sophie Reinhold: Das kann das Leben kosten

Kat. Contemporary Fine Arts Berlin

Ausstellungskatalog, hrsg. von Bruno Brunnet und Nicole Hackert
Text (dt./eng.) von Tenzing Barshee, Interview (dt./eng.) mit der Künstlerin von Hannes Schmidt
32 S. mit 19 farbigen Abbildungen
Format 28 x 20 cm, geklammertes Heft

ISBN 978-3-86442-332-1

19,80 €

Das herzzerreißende Muster der Gegenwart oder »Eine Art Post-Corona-Impressionismus«

Abwesenheit ist ein wiederkehrendes Thema bei Sophie Reinhold: das Ausgelassene, das Ungesagte, das Uneingeladene. Grundregeln der Abstraktion. Dass nicht alles gesagt werden muss. Das erzeugt so etwas wie eine Grundstimmung. Ein Muster vielleicht. Es schafft einen Platz abseits der Sprache. Eine ganz deutliche Schweigsamkeit. Bei einer großen Anzahl von Motiven geht die Übersicht eines Musters leicht verloren. Unordnung macht sich breit. Distanz hilft dabei, den Überblick zurückzugewinnen. Sobald sich die Wiederholung des Motivs bestätigt, hat sich das Muster mit Erfolg durchgesetzt, das triggert sowohl den obsessiven als auch den Geist der Gelassenheit … Das wirklich Schlaue in der Malerei von Sophie Reinhold ist, dass die Künstlerin davon ausgeht und das in ihrer Kunst immer wieder beweist, dass sich ihre Wirklichkeit nicht glätten lässt, dass das Ereignis längst stattgefunden hat, bevor es in eine Form gezwungen werden kann. Ihre Kunst praktiziert eine kaleidoskopische Multiplizität und folgt keiner einseitigen Formel, das macht dieses Werk vielseitig und -schichtig. Eine Methode wird deutlich: die Entscheidung, ihre Malerei zu schleifen, das Ab- und Auftragen ihrer Bilder, das reflektiert die Idee, dass unsere Wirklichkeitserfahrung einer Abnutzung des Alltags gleichkommt … »Das kann das Leben kosten« war, soweit ich weiß, die erste Berlinger Ausstellung, die nach der Lockerung der Einschränkungen aufgrund der Covid19-Pandemie aufmachte. Die vor der weltweiten Krise entstandenen Malereien belegen, dass Sophie Reinhold unserer verklumpten Gegenwart mit angemessener Dringlichkeit auf den Zahn fühlt.  Tenzing Barshee

Ausstellung:
CFA Contemporary Fine Arts Berlin, 20/5 – 20/6/2020