Cao Fei: I watch that worlds pass by

Texte (eng.) von Shumon Basar, Chris Berry, Cao Fei, Christian Ganzenberg, Huan Hanru, Huang Chien-Hung, Renate Wiehager und mit einem Interview von Hans Ulrich Obrist mit Cao Fei
hrsg. von Renate Wiehager für die Daimler Art Collection, Christian Ganzenberg und The Pavilion, Peking
256 S. mit 180 farbigen Abbildungen
Format 26 x 19 cm, Softcover mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-86442-148-8

39,80 €

Schöne Neue Welt!

Im begleitenden Interview von Hans Ulrich Obrist zu dieser ersten umfassenden europäischen Publikation zu ihrem Werk skizziert die 1978 im südchinesischen Guangzhou geborene Künstlerin souverän die Entstehungsbedingungen und die Wahrnehmungsvoraussetzungen ihrer Arbeit. Als Tochter eines Bildhauers begleitete sie den Vater, der das Privileg besaß, in Hong Kong arbeiten und immer wieder dorthin zurückkehren zu können, auf seinen Reisen, wodurch sie schon früh ein fundamentales Interesse an westlicher (Pop-)Kultur entwickelt und die korrespondierenden Sehweisen kennengelernt hat. Während ihres Kunst- und Filmstudiums blieb für sie lange offen, welchen Weg sie wohl einschlagen würde, was der Hybridität ihres Schaffens immer noch anzumerken ist. Das Buch stellt drei ihrer komplexen Arbeiten in den Fokus, die sowohl skulptural als auch filmisch aufgebaut sind. Formal taucht Cao Fei dabei ein in die Online-Welt der Avatare und Popsternchen sowie die Filmwelt der Zombies und der immer irgendwie romantisch wirkenden Modelle, wie man sie aus der Eisenbahnwelt kennt. Zum Teil über Jahre hinweg produziert, ergibt sich das Bild eines geschlossenen Werkes, das ein hohes kritisches Potenzial abruft – etwa in »La Town«, wo in minutiös aufgebauten Modellteilen die Plastikfiguren von einer Brandkatastrophe in die nächste geworfen werden; in »Haze and Fog«, wo sich die Toten und die Lebenden eine Stadt, New Beijing, gemeinsam teilen; oder in »RMB City«, einer »Second World« künstlicher Versatzstücke, wo Avatare hausen und auch mal eine Marx-Figur durch die Kulisse groovt. Im Gefolge ihrer Einladungen auf zahlreiche Biennalen, zuletzt Venedig 2015, hat Cao Feis Arbeit großes Interesse gefunden und steht für den künstlerischen Aufbruch einer jungen transnationalen chinesischen Kunst: Letzteres wohl auch deshalb, weil ihr Blick auf die Moloche, wie sie chinesische Städte darstellen, mit dem Blick in die Zukunft westlicher Gesellschaften zusammenfällt.